Kiel ist auf den ersten Blick keine Schönheit. Das sagen viele Kieler selbst über ihre Stadt. Das sie dennoch gerne hier leben, hat viele Gründe.
Die Hafenstadt verbindet Ostsee und Nordsee durch den Kanal, der kurz vor der Innenförde mündet.
Fragt man die Kieler, was sie an ihrer Stadt besonders lieben, ist die häufigste Antwort, das Meer. Leben in Kiel bedeutet nämlich, das man mit dem Wasser verbunden ist. Das Wasser ist der Mittelpunkt der Stadt. Und alles, was damit zu tun hat, beschreibt das Leben in Kiel. Die Seeluft, die Weite, der Wind und der Strand sind in der nördlichsten Großstadt Deutschlands immer ein Thema.
Die Charaktereigenschaften, die damit einhergehen, sind Eigenheiten, auf die die Kieler stolz sind. Man sagt Ihnen viel Offenheit und Verbindlichkeit, Gelassenheit und Herzlichkeit nach. Weltoffen, bodenständig und modern sollen sie auch sein. Neben diesen schönen Attributen haben sie auch eine nicht zu leugnende Rauheit, sagt man, die das Leben am Meer mit sich bringt.
Was gibt’s in Kiel zu sehen
Viele Attraktionen der Stadt drehen sich um das Maritime.
Das Aquarium des berühmten GEOMAR oder Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung ist eine der Sehenswürdigkeiten in Kiel. Die Einrichtung direkt an der Kieler Förde ist in Europa führend in der Meeresforschung. Ihr Aquarium hat ein unterhaltsames Seehundbecken, das viele Besucher anzieht.
Auch das Stadt- und Schifffahrtsmuseum befindet sich an der Förde. Wer sich für Kiels Geschichte interessiert, sollte die historischen Fischauktionshalle besuchen. Sie steht schon seit über 100 Jahren an dieser Stelle und wurde 1978 zum Museum umgebaut.
Kleine Stadt mit großem Event
Flächenmäßig ist Kiel eine relativ kleine Stadt, hat aber manchmal so viel Besucherandrang wie eine Große. Denn jedes Jahr kommen rund 2,4 Millionen Reisende auf Ihrer Hin- oder Rückreise per Fähre oder Kreuzfahrtschiff durch Kiel. Eine so hohe Zahl an Durchreisenden und Besuchern aufzufangen ist für eine ca. 120 km² kleine Stadt beeindruckend.
Weltbekannt ist die Kieler Woche. Es ist das größte Sommerfest Norddeutschlands und die größte Segelsport Veranstaltung der Welt. Zum Highlight des Jahres kommen jedes Jahr rund 3,5 Millionen Besucher nach Kiel. An dem Mega-Segel Event nehmen über 50 Länder mit etwa 4.000 Seglern und rund 1.500 Booten teil.
Eine Stadt, die gleich mit zwei Superlativen prahlen kann und international so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, muss sich jedes Jahr aufs Neue beweisen.
Daran arbeitet Kiel auch und hat schon wichtige Erfolge zu verzeichnen.
Kiel als Vorbild
2021 wurde Kiel mit dem deutschen Preis für Nachhaltigkeit ausgezeichnet, noch vor München und Stuttgart. Der Preis ist mit 30.000 Euro dotiert und bewertet herausragendes Engagement in den Bereichen Klimaschutz, Ressourcen-Schonung und soziale Gerechtigkeit. Teilnehmende Kommunen mussten eine nachhaltige Stadtentwicklung aufzeigen können, und Kiel hat schon seit Langem eine selbstauferlegte Verantwortung für den Klima- und Meeresschutz übernommen.
Als erste Stadt Deutschlands hat Kiel den Klimanotstand ausgerufen und kann sich auch mit dem Titel erste Zero Waste Stadt Deutschlands schmücken.
Das gibt einen Hinweis darauf, wohin der Wind weht in dieser Stadt am Meer.
Die Kieler haben ein Interesse daran, ihre Stadt vorwärtszubringen. Das zeigt sich nicht nur im Klimaschutz, sondern auch in der immer besser werdenden Gastro und Kultur Landschaft.
In einer Stadt mit nicht ausgeschöpften Möglichkeiten kann sich noch viel bewegen. Das ist auch die Stimmung, die man hier einfängt, wenn man die Stadtteile besucht, in denen sich die Kreativen, Entrepreneure und Küchenchefs immer neue Konzepte einfallen lassen. Hier kann man noch was verändern und einen Einfluss haben. Das ist es auch, was viele Neuankömmlinge reizt.
Kieler Stadtteile
‚Stinkviertel‘ heißt das Studentenviertel Kiels. Es gehört zum Stadtteil Ravensberg, wo sich auch dieChristian-Albrechts-Universität befindet. Die etwa 33.000 Studenten studieren hier nicht nur, sondern wohnen hier auch. Es ist ein typisches Studentenviertel mit vielen Restaurants und Kneipen. Den sonderbaren Namen verdankt das Viertel seiner Vergangenheit als Standort chemischer Betriebe und Abfallunternehmen. Das ist lange her und heute stinkt es nicht mehr.
In Stadtteilen abseits der Innenstadt und der internationalen Ladenketten gibt es Straßen zum Herumstreunen. Hier kann man Café trinken und in vielen kleinen Geschäften schöne Gegenstände entdecken. Die Holtenauer Straße im beliebten Stadtteil Wik, ist ein solcher Ort, hier gibt es viele Shops, Cafés und Restaurants, Mode-, Handwerks- und Deko Läden.
Auch der Stadtteil Exerzierplatz hat kreative kleine Läden, in denen man immer etwas Besonderes finden kann. Hier befindet sich auch der Jungfernstieg, eine kleine Straße nicht weit vom Schrevenpark. Goldschmiede, Blumenladen, Fahrradladen, Kunstgalerien und noch mehr findet man hier zwischen schönen alten Häuserzeilen.
Die Inhaber sind Kieler, die mit Leidenschaft und Individualität die Stadt verschönern und die Lebensqualität positiv beeinflussen.
Dieser Trend hat in Kiel sogar eine Initiative für Gewerbevielfalt entstehen lassen, die sich gegen die Verödung des Stadtzentrums und für mehr inhabergeführte Geschäfte einsetzen.
Viele solcher Initiativen machen die Stadt sympathisch. 500 Millionen Euro privater und öffentlicher Gelder sollen in verschiedene Innenstadt Projekte investiert werden. Der Fokus liegt auf Projekten für vielfältiges Wohnen, erschwinglichen Wohnraum für alle und darauf, eine gut vernetzte Stadt mit bunten und lebendigen Stadtteilen zu schaffen.
Bis es so weit ist, flanieren die Kieler gerne an Ihrer Kiellinie, die ca. 17 km lang an der Förde entlangführt. Hier kann man laufen, Rad fahren und außerdem hat man einen tollen Blick auf die Fähren und Segelschiffe, die durch die Förde in ihren Hafen fahren.
Forschung, Innovation und Business in Kiel
Als Universitätsstadt mit etwa 33.000 Studenten ist Kiel eine relativ junge Stadt mit viel Eigendynamik. Drei Hochschulen gibt es hier unter anderem mit Fachrichtungen, die sich auf Meeresforschung und Schiffbau beziehen.
Business und Innovation sind Fokus im Wissenschaftspark, der
direkt neben dem Hauptcampus der Kieler Universität liegt. Etwa 100 Unternehmen mit 1.600 Mitarbeitern arbeiten hier und profitieren von der Innovationskultur und der Kooperation mit der Universität und ihren acht Forschungseinrichtungen.
Wo die Kieler sich erholen
Wer gerne im Grünen spazieren geht, hat in Kiel die Auswahl zwischen mindesten drei Parkanlagen.
- Vom Rathaus aus kann man direkt in den Hiroshimagarten gelangen. Ein schön angelegter Park mit See, der im Sommer zum Picknick verleitet. Auf der anderen Seite des Parks beginnt die Altstadt.
- Die Forstbaumschule ist als ältester Park in Kiel wie ein englischer Landschaftsgarten angelegt. Der am Westufer der Kieler Förde gelegene Park gehört zu den Landschaftsschutzgebieten Kiels. Besonders beliebt ist er bei den Kielern auch wegen seines großen Biergartens.
- Der Schrevenpark wird besonders im Herbst wunderschön, wenn sich das Herbstlaub in bunten Farben präsentiert. Mit 15 Hektar ist er der größte Park der Stadt und hat einen See mit einem schönen Rundweg.
- Im Alten Botanischen Garten kann man auf zweieinhalb Hektar unter exotischen Pflanzen und Bäumen spazieren und auf hügeligen Wegen, Mammutbäume, kleine Brücken und einen Aussichtspavillon entdecken.
Will man mal raus aus der Stadt, sollte man einen Tagesausflug zu einigen der schönsten Orte Schleswig-Holsteins unternehmen.
Auf der Ostseite der Förde, nicht weit von Kiel gibt es tolle Sandstrände wie Heidkate, Laboe und den Schönberger Strand. Auf der anderen Seite im Amt Dänischer Wohld findet man wunderschöne Steilküsten.
Die Lieblingsstrände und Seebäder der Kieler sind Falckenstein, Schilksee und Strande auf der Westseite der Förde. Man kann sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit einer kurzen Fahrt auf der Fähre erreichen.
Jeder, der schon mal am Meer gewohnt hat, weiß: Wer sich Kiel als Wohnort aussucht, kann jeden Tag ein Stück Urlaubsfeeling erleben.
Besonders wegen seiner Menschen ist Kiel eine liebenswerte Stadt mit viel Potenzial für Business und Kultur. Die einzige Deutsche Landeshauptstadt am Meer ist vielleicht noch etwas rau an den Ecken, wird in Zukunft aber als Wohnort und Reiseziel nur besser werden.
Quellenangaben: